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Wie bohrt man Löcher in Fliesen?

Die Vorgehensweise und das benötigte Werkzeug für Bohrungen in Fliesen, hängen hauptsächlich von der Art der zu bohrenden Fliese ab. Man unterscheidet hier grob in verhältnismäßig weiche Steingutfliesen sowie die ungleich härteren Steinzeugfliesen. Steingut Fliesen bestehen aus einem relativ weichen Trägermaterial (dem Scherben) auf dem eine Glasur aufgetragen wird. Diese Fliesen werden in der Regel an Wänden verbaut. Um in dieses Material ein Loch zu bohren, genügen grundsätzlich Beton- bzw. Steinbohrer (Widia -Bohrer). Empfehlenswert sind jedoch spezielle Glas- bzw. Fliesenbohrer. In jedem Fall sollte der verwendete Bohrer nach Möglichkeit neu sein, da er so eine noch scharfe Bohrspitze aufweist was insbesondere das ansetzen und den Bohrbeginn erleichtert. Um ein Abrutschen auf der meist glatten Fliesenoberfläche zu verhindern, hat es sich bewährt an der vorgesehenen Bohr – Position ein Stück Klebeband (Malerkrepp) in 2 – 3 Lagen anzukleben.

Nach dem genauen Markieren der Bohrung, empfiehlt es sich mit einem kleinen Bohrer (4 mm Durchmesser) eine Bohrung von 2-3 mm Tiefe zu machen. Diese Bohrung dient lediglich dazu die obere harte Glasurschicht zu durchdringen und ein Abrutschen im weiteren Arbeitsverlauf zu verhindern. Im Anschluss wird mit dem eigentlichen Bohrer die nötige Tiefe gebohrt. Um ein Reißen oder Brechen der Fliesen zu vermeiden, ist es unumgänglich ohne Schlagwerk zu arbeiten. Weiterhin sollte ohne starken Anpressdruck mit einer geringen Drehzahl gebohrt werden. Mit der gleichen Vorgehensweise lassen sich ähnlich feste Materialien wie Naturstein- oder Cottofliesen bohren.

Im Gegensatz zu den vergleichsweise weichen Steingutfliesen sind Steinzeugfliesen und hier insbesondere Feinsteinzeugfliesen sehr hart und in der Regel ca. 10 mm dick. Ursprünglich wurden solche Fliesen ausschließlich auf Böden verlegt, mittlerweile werden sie in steigendem Maße auch an Wandflächen verbaut. Eine Bohrung mit einem neuen Stein- oder Betonbohrer ist grundsätzlich möglich, jedoch ist das sehr zeitintensiv und der Bohrer ist im Anschluss defekt. Oft glüht ein Bohrer auch aus und muss zum Vollenden der Fliesenbohrung durch einen weiteren ersetzt werden. Geeignetes, professionelles Werkzeug besteht meist aus Diamant besetzten Hohlbohrern (Bohrkronen). Diese gibt es in sehr vielen Größen von 4 mm bis hin zu 70 mm für das Bohren von Löchern für Steckdosen. Am Anfang der Entwicklung musste beim Bohren noch mit Wasser gekühlt werden um ein ausglühen des Werkzeugs zu verhindern. Mittlerweile überwiegen jedoch die Werkzeugvarianten mit denen trocken gearbeitet wird. Bei kleineren Durchmessern gibt es solche für ein einspannen in Bohrmaschinen bzw. Akkuschraubern, die größeren Durchmesser werden jedoch ausschließlich in Winkelschleifer montiert.

Nach dem anzeichnen der Bohrung wird die Bohrkrone bei niedriger bis mittlerer Drehzahl leicht schräg auf die Fliese aufgesetzt um eine erste Riefe in die Oberfläche einzuschleifen. Mit zunehmender Tiefe kann die Bohrkrone dann immer weiter in die Senkrechte gebracht werden, bis eine umlaufende deutliche Rille von ca. 2 mm Tiefe entstanden ist. Für ein werkzeugschonendes Arbeiten, wird nun die Bohrkrone immer wieder in verschiedene Richtungen leicht angekippt (taumelnde Bewegung). Damit wird immer nur einer eng begrenzten Stelle Material abgetragen und somit verhindert, dass sich das Material und auch das Werkzeug zu stark erhitzt. Es sollte auch hier mit wenig Druck auf das Werkzeug gearbeitet werden. Die Bohrung eines Loches kann, je nach Materialart und Stärke, bis zu 10 min in Anspruch nehmen.

Um ein sicheres Bohren von bereits eingebauten Fliesen an Wandflächen zu ermöglichen, gibt es für diese Bohrkronen (insbesondere für größere Durchmesser) Positionierungshilfen. Diese werden mithilfe eines Saugnapfes auf der Fliesenoberfläche befestigt und erlauben dann ein sicheres arbeiten. Oft besteht hier auch die Möglichkeit eine Staubabsaugung anzuschließen. Das ist insbesondere beim trockenen Bohren ratsam, da das Fliesenmaterial zu feinstem Pulver zermahlen wird und permanent abgesaugt werden sollte um Gesundheitsschäden bzw. ein Verschmutzen der Räumlichkeiten zu verhindern. Bei allen Fliesen-Materialien ist es zudem nicht ratsam direkt in die Fuge zu bohren. Das hat zwar den Vorteil, dass sich die Löcher wenn nötig wieder verfugen lassen und das die Fliesenbohrung schneller von statten geht, aber die Gefahr das Teile der Fliese abplatzen ist ungleich größer als wenn Sie eher in der Fliesenmitte bohren.

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